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Ein Stück Natur erobert die Stadt

Die Künstlerin Jennifer Bennett zeigt ab Dezember 2021 ihre Werke in den Kunstkästen. Ursprünglich kommt Bennett aus Schaffhausen, dann hat sie in Hamburg und Berlin gelebt, und seit Kurzem hält sie sich oft  in Portugal auf. Das Gespräch mit ihr findet online statt, im Hintergrund hören wir Traktorengeräusche.

 

Jennifer Bennett bringt mit „Unzählige lebendige Strukturen“ die Natur in die Stadt. Sie stellt in den Kunstkästen rudimentäre Fundstücke aus, die sie in der portugiesischen Landschaft  gefunden hat.  


Seit anfangs dieses Jahres renoviert sie mit Kolleg*innen ein Haus in der Nähe von Coimbra und bewirtschaftet den Garten, wo es blüht und wuchert und Oliven, Mandarinen, Birnen... wachsen. Bennett schätzt es, nach der pandemiebedingten Arbeit vor dem Computer endlich wieder draussen zu sein und mit ihren Händen zu arbeiten. Die Zeit in und mit der Natur prägt das Werk, das sie in den Kunstkästen zeigt.


Der Titel der Ausstellung ist eine Anspielung auf den Ethnologen Claude Lévi-Strauss, der in etwa sagte: „Wir Menschen sind Meister im Zerstören unzähliger lebendiger Strukturen.“ Indem die Künstlerin die wilde Natur in die gezähmte Stadt bringt, schafft sie eine Hommage an die Widerstandsfähigkeit der Natur. Bennett erinnert daran, dass die menschliche Machermentalität, die ständig irgendwo intervenieren will, eben ihre Grenzen hat. Sie erinnert uns daran, wie wichtig Bescheidenheit ist. „Wir können schon Beton über alles drüber kippen, aber drunter wandelt es sich trotzdem weiter.“, sagt sie.

Die Fundstücke, eine abgesägte Eukalyptus-Wurzel, die um einzelne Steine herumgewachsen ist, etwa oder die Samenhüllen einer Mimosa, sind kleine Zeugen eines Lebens, das ständig in Bewegung ist.
Bennett spricht mit grossem Respekt über diese Kraft der Lebendigkeit, ihre Wertschätzung fürs Material kommt in ihrer Arbeit selbst und im Sprechen darüber zum Ausdruck. Vielleicht gerade auch, weil Bennett in Portugal als Selbstversorgerin zu leben versucht. Es stecken in ihrer Arbeit und Lebensweise viele Überlegungen dazu, wie neue Formen des Zusammenlebens aussehen könnten.

Bennett ist fasziniert von den natürlichen Prinzipien, die überall auf der Welt herrschen, egal ob in Portugal oder Schaffhausen. Die Bäume zum Beispiel, deren Verästelungen die Künstlerin in der Ausstellung sowohl auf Fotos wie auf Video zeigt, suchen und nehmen sich Räume überall, wo sie wachsen. Dieser Prozess vom Raum-Einnehmen lässt starke Bezüge zum Feminismus zu. Es ist Teil der feministischen Tradition, dass sich marginalisierte Bevölkerungsschichten Räume erkämpfen, die ihnen nicht zustehen. „Du musst einen Ort auch immer ein Stück weit zu deinem machen.“, sagt Bennett, wenn sie im portugiesischen Garten die Ameisen vertreibt, um etwas Neues anzupflanzen. Und genau das passiert nun in Schaffhausen in dieser Ausstellung: Die Natur hinterlässt ihre feinen Spuren in der Stadt.


 

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